Heute startet die erste "Langtour" mit zwei Hunden. Am Donnerstag hatte ich das Boot schon
weitestgehend gepackt, damit ich das nicht machen muss, wenn die Hunde dabei sind. Viertel vor elf legen
wir ab. Wir wollen heute schon nach Kapp, um morgen in Hamar zu sein, wo wir um 17 Uhr mit Gwennys Mutter auf
dem Hundeplatz verabredet sind.
Die Mannschaft
Mit Motor fahren wir nach Finsandvika und kommen dort viertel nach
zwölf an. Der Hundespaziergang verläuft ereignislos, Monty hebt mal kurz das Bein, das war alles
von beiden. Na, das kann ja heiter werden. Gwenny ist immer noch nicht ganz stubenrein, ab und zu finden wir
noch im Haus eine Pfütze oder einen Haufen. Bei der langen Tour, die noch vor uns liegt, wird das Boot
wohl nicht verschont bleiben. Ab Finsandvika segeln wir. Beim letzten Segeln, dem ersten mit Gwenny, hatte
ich ein merkwürdiges Erlebnis. Es war schöner Wind, erst schräg von vorne, dann drehte er und
frischte plötzlich stark auf. Ich drehte das Boot um und reffte sofort das Großsegel. Danach
schlug es wie wild. Die ganze Situation war unangenehm und ich verstand nicht, was los war. Also nahm ich
beide Segel herunter und fuhr mit Motor zurück. Während Monty etwas besorgt aus der Kajüte
schaute, schlief Gwenny. Schön, dass sie so ein Vertrauen hat.
Pause in Finsandvika
Ich gebe zu, dass mich dieses Erlebnis etwas verunsichert hat. Irgendetwas hatte ich falsch gemacht, aber was? Als ich nun das Segel
setzte, waren die Reffleinen noch so, wie damals. Da auch heute der Wind erst stärker war, ließ
ich das Reff so stehen. Und siehe da, das Segel schlug wieder so komisch. Nun hatte ich aber Zeit, weil der
Wind nicht so unheimlich war, wie neulich. Und dann fand ich die Ursache. Das Segel kann zweimal gerefft
werden, dazu hat es vorne und hinten je zwei Augen. Für das erste Reff bindet man das jeweils erste Auge
am Baum fest, für das zweite das jeweils zweite. Wenn man aber vorne das zweite und hinten das erste
Auge festbindet, steht da kein Segel mehr, sondern nur noch unförmiges Tuch. Das kann nicht schön
stehen, sondern nur schlagen. Da bin ich aber beruhigt, den Fehler gefunden zu haben. Das passiert mir
so schnell nicht wieder. Nach der Korrektur segelt SINAto wie immer. Na also. Es dauert auch nicht lange, da
kann ich das Reff ausschütten. Wir haben ein paar Mal schön Schräglage, gut zu sehen,
dass auch Gwenny damit umgehen kann, und dann wird es allmählich ruhiger. Wenn ich heute noch nach
Kapp kommen will, muss ich wohl motoren. Nach einer Stunde Segeln kommen die Segel herunter und der gute
alte Zweitakter wird gestartet. Seit der letzten Inspektion im Winter ist er deutlich leiser, sehr
schön. Gegen halb acht legen wir in Kapp an. Gwenny hat tatsächlich durchgehalten, kein Malheur im
Boot. Gutes Mädchen.
Abendbrot in Kapp, die erste Mahlzeit an Bord
21.07.2019
Heute ist, laut Wettervorhersage, der schlechteste Tag. Viel Regen soll es geben. Das fängt schon
morgens an, es tropft aufs Boot. Gegen acht startet der Hundespaziergang, bis wir loskommen, ist es wohl zehn
Uhr. Trotz Regen haben wir Wind, und ich setze die Segel. Der Wind ist unstetig, dazu haben wir auch noch
Welle, ich reffe das Groß. Immer noch ist es unbequem. Als das Vorsegel herunter ist und immer noch das
Boot in den Böen ordentlich krängt, nehme ich das Großsegel ganz weg und starte den Motor.
Bis zur Südspitze von Helgøya geht es nun mit Motor. Gegen den recht starken Wind brauchen wir
zwei Stunden. Um Helgøya herum kommt der Wind von der Seite. Ich ziehe das Vorsegel hoch und stoppe
den Motor. Wir kommen ganz gut voran. Als der Wind nachlässt, setze ich wieder das Großsegel,
erst mit dem eingebundenen Reff, später ganz ohne. So kommen wir allmählich nach Hamar, kurz nach
zwei Uhr liegen wir fest am Gästekai.
Eine neue Untiefenboye südlich von Helgøya
Erst kommt die Hunderunde, danach ein Süppchen und das
übliche Nickerchen. Das Leben kann so einfach sein. Während wir so herumliegen, schüttet es
aufs Boot, sehr gemütlich. Als es gegen fünf Uhr geht, hört der Regen auf. Zeit für den
Hundeplatz. Izzy, Gwennys Mutter, ist schon da, einschließlich drei Personen der Familie. Ein
großes Hallo, Gwenny saust von einem zum anderen. Ob sie jemanden wiedererkannt hat, oder ob sie
einfach freundlich wie zu allen anderen Menschen ist, ist schwer zu sagen. Auf jeden Fall wird viel gelaufen
und geschwommen. Monty schwimmt weit hinaus, um einen Stock zu holen. Das hat er erst letzte Woche richtig
gelernt. Und auch Gwenny schwimmt, zum ersten Mal in ihrem Leben. Nach einer Stunde trennen sich unsere Wege.
Auf dem Rückweg zum Boot treffe ich Klaus, der seine Maxi 77 fertig macht, morgen soll sie zu
Wasser. Wir klönen eine Zeit lang und sind danach um sieben Uhr am Boot. Endlich Abendbrot für
die Vierbeiner. Danach müssen wir Benzin für den Außenborder holen. Ein 10- und ein 5-
Liter-Kanister, dazu zwei Hunde an der kurzen Leine. Die Tanktelle ist mindestens zwei Kilometer entfernt.
Als wir zurück sind, bin ich durchgeschwitzt. Die Hunde sind jetzt platt, es ist neun Uhr und beide
schlafen fest. Zeit, an mein Essen zu denken. Und ans Berichtschreiben.
Gwenny trifft ihre Mutter
22.07.2019
Die Plätze sind verteilt. Gwenny schlief schon die erste Nacht bei mir, auf dem Schlafsack auf meinen
Beinen unterhalb der Knie. Ziehe ich die Beine etwas auseinander, rutscht sie in eine Mulde und schläft
die ganze Nacht dort. Will ich mich umdrehen, wecke ich sie zwangsläufig. Monty schlief aus Gewohnheit
noch in der Bootsmitte. Letztes Jahr hätte ich ihn bei mir schlafen lassen, aber damit konnte er
nicht umgehen, so flog er wieder raus. Natürlich beobachtet er Gwenny und lernt auch von ihr. Gestern
früh vorm Aufstehen wollte er auch mit nach vorne. Das wurde erlaubt und er legte sich ganz ruhig dazu.
Na also, geht doch. Gestern Abend wollte er gleich mit. Gwenny schlief also auf dem schon beschriebenen Platz
und Monty legte sich neben mich. Er schlief da die ganze Nacht und zuckte nicht einmal. Uns, also den Hunden
und mir, reicht die Vorpiek, sogar das gesamte Gepäck liegt da über Nacht. So haben wir noch Platz
für maximal zwei Gäste, die keine Allergien oder sonstige Vorbehalte gegen Hunde und deren
Bedürfnisse haben. Eine Tour wie vor zwei Jahren mit Rainer und Michel ist jetzt wieder machbar.
Recht früh waren wir auf. Die Uhr hängt auf der Rückseite vom Schott. Wenn ich die anschaue,
ist Gwenny wach, dann können wir auch gleich aufstehen. Das war um sieben. Die erste Stunde verbrachten
wir auf dem Hundeplatz, dann gab es Frühstück, natürlich erst für die Hunde. Danach
hingen wir alle drei durch. Links und rechts von mir wurde geratzt, ok, demokratischer Beschluss, mache
ich es auch. Als wir dann so gegen halb zehn zum Waschraum zogen, war richtig schönes Wetter. Sofort
war, zumindest bei mir, die Segellust wieder da. Gegen zehn Uhr legen wir ab und setzen die Segel.
Schönstes Wetter mit schwachem Wind lässt uns über den heute glatten Mjøsa
schleichen.
Bei ganz schwachem Wind darf die Mannschaft ins Cockpit
Gegen halb eins haben wir noch nicht einmal die Hälfte von Helgøya geschafft. So
kommen wir nicht nach Kapp. Der Wind hatte da auch schon ganz aufgegeben. Fahren wir mit Motor nach Nes? Oder
zurück nach Hamar? Schließlich gewinnt der Hundeplatz und wir motoren nach Hamar zurück. Noch
eine Stunde Action auf dem Hundeplatz. Monty ist so platt, dass er sich widerstandslos anleinen
lässt. Gegen vier Uhr helfe ich Klaus und Burghard beim Stellen des Mastes auf Klaus Maxi 77. Seit
sieben Uhr ist Ruhe im Boot, die Hunde sind fertig. Vielleicht fahren wir morgen erst nach dem
Mittagsspaziergang. Dann haben wir mehr Zeit. Nachmittags war heute auch wieder Wind, vielleicht ist es
morgen ähnlich. Wir werden sehen.
23.07.2019
Die Nacht verlief wie die vorige. Sechs Kilo Hund auf dem Schlafsack können ganz schön lästig
werden. Drehe ich mich nicht ab und zu um, kann ich nicht mehr schlafen, denn dann tut es irgendwo weh. Es
mag so gegen fünf Uhr gewesen sein, als es so weit war. Ich griff Gwenny am Halsband und zog sie vom
Schlafsack herunter neben mich. Dort blieb sie liegen und schlief einfach weiter. Geht doch. Erst kurz vor
acht war danach die Nacht zuende. Zuerst war wieder der Hundeplatz dran, dieses Mal waren wir alleine dort.
Danach gab es Frühstück und unsere morgendliche Ruhepause. Um elf dann wieder zum Hundeplatz.
Mindestens sechs andere Hunde waren dort. Monty und Gwenny tobten etwa eineinhalb Stunden herum, sie
mussten ja noch länger im Boot aushalten. Gut, wenn sie da schon kaputt sind.
Am Boot angekommen,
fährt gerade ein schickes Segelboot aus dem Hafen. Kunststoffrumpf mit Holzaufbau, vermutlich eine
Vindö. Wie es aussieht, auch ein Alleinsegler. Als wir den Hafen verlassen, hat sie schon
Segel gesetzt und segelt Richtung Nes. Da ich nach Kapp will, segele ich gleich Richtung Süden. Nach
einiger Zeit sehe ich sie westlich von mir auch Richtung Süden segeln. Wie man sagt, ist ein Segelboot
Ruhe und Erholung, zwei Segelboote aber sind eine Regatta. Da das Wasser bei ihr bewegter aussieht,
wende ich nach Westen auf sie zu. Sie ist deutlich eher an der Stelle, an der sich unsere Wege kreuzen. Ich
segele vielleicht 100 Meter darüber hinaus und wende wieder Richtung Süden.
Die Vindö 40 ...
Nun segeln wir beide in
die gleiche Richtung, der Wind kommt von vorne rechts. Schon bei dem noch recht großen Abstand merke
ich, dass ich mit SINAto etwas höher segeln kann, das heißt, wir fahren nicht ganz parallel,
ich kann etwas mehr gegen den Wind segeln. Unser seitlicher Abstand vergrößert sich etwas. Nach
einiger Zeit wendet die Vindö wieder Richtung Westen. Unsere Wege werden sich also wieder kreuzen. Da
ich ja einen besseren Winkel fahren konnte, ist der Abstand deutlich geschrumpft. Direkt in ihrem
Kielwasser wende ich, fahre ihr also direkt hinterher, liege vielleicht 100 Meter zurück. Nun ist
es eindeutig zu erkennen. Der Wind kommt jetzt von vorne links und ich kann weiter nach links fahren, als
sie. Wenn sie versucht, den gleichen Winkel zu fahren, fällt ihr Vorsegel ein. Und nicht nur der Winkel
ist besser, SINAto ist auch einen Hauch schneller. Ganz langsam komme ich heran. Lange Zeit fahren wir
nebeneinander her mit seitlich zunehmendem Abstand. Es ist selten, dass man am Mjøsa mit einem
anderen Segelboot zusammen fährt. Umso schöner ist es. Ich habe einige Bilder geschossen. Mal
sehen, ob ich irgendwie an die Adresse des Seglers herankomme, dann schicke ich ihm die. Mich würde
es freuen, Bilder von SINAto in Aktion zu bekommen. Je näher wir an die Südspitze von
Helgøya kommen, umso mehr nimmt der Wind ab. Der Zweikampf wird nun eindeutig entschieden. Die Albin
Express ist bei schwachem Wind richtig gut. Als die Vindö praktisch stehen bleibt, segelt SINAto
einfach weiter, wenn auch sehr langsam. Unsere Wege trennen sich. Ich will um Helgøya herum nach Kapp,
die Vindö segelt weiter Richtung Süden.
... laut Klaus das schönste Boot im Hafen. Recht hat er
Eine Stunde lang ist es sehr zäh und auch sehr warm.
Schließlich bekommen wir wieder etwas Wind und segeln so komplett durch bis Kapp. Fünf Stunden
haben wir für die Strecke benötigt. Während Monty sich mit scharfem Blick gegen die lange
Arbeitszeit für die Leichtmatrosen beschwert, nimmt Gwenny es praktisch und schläft einfach. Bei
der Hafeneinfahrt in Kapp tanzt das Hafenballett. Rechts ist der Gästesteg, von beiden Seiten nutzbar.
Außen liegen drei Motorboote, innen eins. Innen möchte ich anlegen, da ist es geschützter.
Das Boot innen wirft gerade die Leinen los, ich fahre ganz langsam, damit die Zeit haben, zu verschwinden.
Das Motorboot fährt rückwärts aus dem Hafen. Gleichzeitig kommt ein anderes, das links ablegt
und in einem großen Rechtsbogen umdreht. Diese beiden Boote, das rückwärts fahrende und das
wendende, stoßen nun irgendwie so zusammen, dass sie als Päckchen links den Hafen
verlassen. Ich biege also nach rechts ab, will ja sowieso zum Gästesteg. Es kommt noch ein
Motorboot aus dem Hafen, dem Päckchen folgend, während ich in einer scharfen rechtskurve zum
Gästesteg abbiege. Eine tolle Choreografie.
24.07.2019
Noch eine Regatta, aber der Reihe nach. Es ist warm, mir schon fast zu warm. Wir wollen wieder zurück
nach Hamar. Das ist, zumindest mit den Hunden, das sinnvollste, zwischen Hamar und Kapp hin- und herzufahren.
Eine Tour dauert so fünf Stunden, ist landschaftlich sehr schön, weil es um Helgøya herum
geht und vom See ist es die schönste Ecke, weil der Mjøsa hier am breitesten ist. Fahren wir nach
dem Mittagsspaziergang los, sind wir vor dem Abendbrot da. Heute Vormittag ist auch noch kein Wind. Nur
warm. Wir gehen zweimal baden, beide Hunde schwimmen nach Stöckchen, da sind die schon mal
abgekühlt.
Kurz vor Mittag steht eine schwarze Wolkenreihe über Kapp mit sehr hohen Wolken. Wenn
die kein Gewitter bringen, bringen die vielleicht Wind. Um halb eins sind die Segel gesetzt und es weht ein
wenig, wir kommen langsam voran. Die schwarzen Wolken schieben sich vor die Sonne, da brennt die endlich
nicht mehr so. Ich fahre nur mit T-Shirt und Jeans, dazu ist es warm genug. Über dem Land hängt ein
Schauer aus der Wolke. Ob der mehr Wind bringt? Noch ist es warm und trocken, trotzdem ziehe ich das volle
Regenzeug an. Kommt mit dem Regen Wind, könnte es hektisch werden, da will ich mich nicht auch noch mit
den Klamotten beschäftigen müssen.
Diskussion mit dem Mannschaftssprecher über die Wettersituation
Eine Zeit lang sitze ich gut eingepackt herum. Da die Sonne
nicht mehr scheint, kann ich es aushalten. Und dann schüttet es, ohne Regenzeug wäre ich bis auf
die Haut nass gewesen. Die Hunde werden in der Kajüte eingesperrt, Schott eingesteckt und Luke
zugezogen, damit es darin trocken bleibt. Der Wind dreht etwas, wird aber nicht stärker. Was ist das
herrlich. Segeln bei einem angenehmen Wind, während der Regen auf das Wasser prasselt, und
natürlich auf das Boot und mich. Der Schauer ist sehr lokal, ich kann das Ende auf dem Wasser
sehen. Etwas dauert es aber, bis ich dort angekommen bin. An der Südspitze von Helgøya ist es
wieder trocken, warm und fast windstill. Wir dümpeln langsam vorwärts.
Da sehe ich auf der Sitzbank
einen aufgebogenen Sicherungsring. Wo kommt denn der her? Ich suche auf dem ganzen Boot herum, wo der
herausgefallen ist. Nichts. Sowas macht mich nervös, irgendwoher muss er gekommen sein. Bei der
nächsten Wende ziehe ich an der Schot vom Vorsegel. Pling. Liegt an der gleichen Stelle ein dünner
etwa fünf Zentimeter langer Bolzen. Der wurde vorher von dem Sicherungsring gehalten. Verdammt, ich
suche weiter. Schaue besonders den Mast rauf und runter, nicht, dass der mir umfällt, weil der
Bolzen da etwas wichtiges gehalten hat. Aber solch ein Bolzen gehört nicht zum Mast, der wäre auch
viel zu schwach für etwas wichtiges. Trotzdem muss ich die Stelle finden. Weil sowieso kein Wind
ist, denke ich daran, die Segel herunter zu nehmen und den Rest mit Motor zu fahren, bis ich das Rätsel
gelöst habe. Da, die Klemme am Fußblock der Großschot ist verstellbar und jetzt frei
beweglich. Für die Nichtsegler ist es das Teil, das das Tau festhält, mit dem man das
Großsegel, also das hintere, einstellt. Der Bolzen passt perfekt, um die Klemme festzusetzen, und
an den aufgebogenen Sicherungsring konnte ich mich auch wieder erinnern.
Sicherungsring und Bolzen sitzen wieder am Platz
Man sollte solche kleinen Fehler
sofort in Ordnung bringen, wenn man die sieht. Beruhigt segele ich weiter. Es kommt auch noch ganz
schöner Wind dazu. Und die schon angekündigte Regatta. Schon seit einiger Zeit ist mir am Ostufer
ein Segelboot aufgefallen, das dort merkwürdig sinnfrei hin- und herfährt. Ich bin mitten auf dem
Mjøsa vorm Wind, also mit Wind von hinten, Richtung Hamar. Das andere Boot fährt nun Richtung
Westen nach Helgøya, mit gebührlichem Abstand vor meiner Nase. Als es wohl 300 Meter seitlich von
mir ist, dreht es vor den Wind. Es liegt ein Stück vor mir. Deutlich sehe ich, wie das Vorsegel
ausgebaumt, also mit einer Stange groß aufgehalten wird, um mehr Widerstand zu produzieren. Der hat auf
mich gewartet und will jetzt einen ausfahren. Pech für ihn, sich dazu eine Albin Express ausgesucht
zu haben. Ich fahre einfach an ihm vorbei, ohne ausgebaumtes Vorsegel. Heute war ich mal wieder besonders
zufrieden, dieses Boot gekauft zu haben. Für dieses Revier mit doch eher schwächerem Wind ist es
einfach ideal geeignet.
25.07.2019
Simone würde heute Abend die Hunde in Gjøvik abholen, dann hätte ich noch drei Tage für
mich alleine zum Segeln. Gjøvik - Tangen - Gjøvik - Lillehammer wäre eine schöne
Mammutstrecke ohne Hunde. Andererseits komme ich mir komisch vor, die Hunde von Bord zu schicken. Wir haben
die ganze Tour zusammen gemacht, und die war gut so, dann können wir sie auch zusammen zuende fahren.
Ich denke da länger drauf herum. Bis Mittag sind wir noch zweimal auf dem Hundeplatz, dann kommt etwas
Wind und wir legen ab. Wir segeln vielleicht eine halbe Stunde. Es ist warm und der Wind ist weg. Das
führt die Entscheidung herbei. Ich fahre nicht mit Motor nach Gjøvik, um dann noch drei Tage
alleine in der Hitze herumzudümpeln. Wir machen uns stattdessen zusammen allmählich auf den
Heimweg. Mit Motor fahren wir an Helgøya vorbei und dann immer geradeaus. Totenvik ist ein Hafen, den
ich noch nie besucht habe.
Totenvik, im Hintergrund Helgøya von Süden aus gesehen
Er ist der südlichste Punkt unserer diesjährigen Tour. Mal sehen, ob ich
die Gästeplätze finde. Die Einfahrt in den Hafen ist seitlich von links, der Hafen hat dann zwei
Fahrrinnen nach links, an denen beidseitig Boote liegen können. An der Einfahrt steht
"Willkommen" und darunter "Gästebrücke" mit einem Pfeil nach links. Ich biege
also gleich links ab und lege an einem der ersten freien Plätze an. Der Platz ist nummeriert, da liege
ich sicherlich falsch. Ich lasse Boot und Hunde zurück und mache mich auf den Weg, genaueres
herauszubekommen. Da ich weiß, dass der Hafen nicht tief ist, will ich unnötiges Suchen mit
dem Boot vermeiden. Die nette Dame in der Gastronomie meint, ich könne da ruhig liegen bleiben, obwohl
das kein Gästeplatz sei. Na, das kenne ich schon. Mit Rainer und Michel hat uns in Gjøvik eine
Motorbootbesatzung nachts aus dem Bett gejagt, weil wir auf deren Platz lagen. Da meinte auch vorher wer, wir
könnten da ruhig liegen bleiben. Auf dem Weg zurück zum Boot sehe ich einen jungen Mann in einem
Angelboot, den spreche ich an. Erst zeigt er mir, wo die Gästeplätze wirklich sind - natürlich
in der zweiten Reihe - und dann bietet er mir wegen der benötigten Wassertiefe einen Platz in
seiner Nähe an. Der gehört seinem Vater und dessen Boot kommt heute nicht mehr zurück.
Auf dem anderen Platz liegen zu bleiben, hielt er auch nicht für ratsam. Also ziehe ich SINAto um, er
hilft mir sogar beim Festmachen. Danke.
Dann sind die Hunde dran. Erst mal baden und etwas umschauen.
Das ist hier ein Boots- und Campingplatz mit größerer Gastronomie und reichlich Leben. Spaziergang
mit den Hunden auf Asphalt in brütender Sonne. Da gibt es nettere Plätze. Danach ziehe ich mit dem
Handlot los und messe die Tiefe der Gästeplätze. Der Mjøsa ist recht voll Wasser,
trotzdem haben die Gästeplätze nur Tiefen zwischen eineinhalb und zwei Metern. Kein Paradies
für Segler. Beim zweiten Hundespaziergang, Asphaltweg in die andere Richtung, ist plötzlich Wind
da. Zurück am Boot ist es acht Uhr. In zwei Stunden könnten wir in Kapp sein. Doch noch Segeln
heute? Klar, los, so toll ist das hier nicht. Die Hunde, einen festen Tagesablauf gewöhnt, sind etwas
verwirrt, als sie schon wieder die Rettungswesten angezogen bekommen. Eigentlich war jetzt ja wohl
Rumdösen angesagt. Es geht trotzdem los, ich spiele die Kapitänskarte aus. Raus aus dem Hafen,
Segel gesetzt und ab Richtung Kapp. Der Wind ist recht drehend und unstabil. Ich gebe mir Zeit bis neun Uhr,
segeln wir dann nicht in gleicher Geschwindigkeit, wie mit Motor, wird der Rest der Strecke motort. Und so
kommt es auch. Segel herunter kurz nach neun Uhr und mit Motor dem Sonnenuntergang entgegen. Dazu eine
herrliche Luft, gerade so mit T-Shirt auszuhalten. Super nach der Hitze des Tages. Von der tiefstehenden
Sonne muss ich Bilder machen, also rein in die Kajüte und die Kamera holen.
Sonnenuntergang kurz vor Kapp
Gleichzeitig mal
sehen, dass es den Hunden gut geht. Monty sieht zufrieden aus, und Gwenny? Gwenny ist weg! Ich rufe sie,
schaue im Schlafraum und unter der Treppe. Nichts. Die wird doch wohl nicht beim Segelherunterholen ins
Cockpit gekommen sein, und dann wohl über Bord? Im Cockpit ist sie auch nicht. Ich nehme erst einmal Gas
weg und schaue ins Kielwasser. Da ist nichts zu sehen. Aber wenn sie da wäre, wäre sie
überhaupt zu sehen? Nein, das darf nicht sein, habe sie weder gesehen noch irgendetwas gehört. Sie
muss im Boot sein. Nochmal suchen, so groß ist das Boot ja nicht. Aus der Rummelecke mit den
Kissen, Decken und dem zweiten Vorsegel, passend auch Hundekoje genannt, schauen mich von ganz
hinten zwei braune Augen an, als sagten sie: "Ich wollte nicht segeln, ich wollte dösen". Mir
fallen Steine vom Herzen. Wieder Gas geben und diese bis dahin schöne Fahrt fortsetzen. Um fünf vor
zehn geht die Sonne unter, zwanzig Minuten später liegen wir in Kapp fest. Perfektes Timing.
Abendstimmung in Kapp
26.07.2019
Er macht das tatsächlich mit voller Absicht. Wir hatten das neulich schon in einem anderen Zusammenhang
erlebt, auf dem Boot machte er es heute zum zweiten Mal. Unsere übliche Dösroutine läuft so
ab: Wir sitzen alle drei auf der Backbordkoje, weil ich vielleicht gerade eine Suppe esse. Dann
räume ich die Küche weg und lege mich auf die nun frei gewordene Steuerbordkoje. Kurz darauf
schlendert Gwenny , als wäre es rein zufällig, hinterher, schaut hier und da und legt sich dann auf
meinen Bauch. Monty kleckert irgendwann hinterher und wählt den nächstbesten Platz. So liegen wir,
bis ich die Situation beende. Was nun, wenn Monty bei mir auf dem Bauch liegen möchte? Er könnte
natürlich zuerst gehen. Gwenny ist aber energisch genug, ihn von dem Platz zu vertreiben, wenn sie den
haben will. Das könnte er umgekehrt auch tun, weiß aber sicherlich, dass ich das nicht dulden
würde. Gwenny würde ich das auch nicht durchgehen lassen, soweit denkt er aber wohl doch
nicht. Neulich warf er sich auf das Hundekissen, wälzte sich auf dem Rücken und simulierte
totale Begeisterung. Gwenny sah das und musste das natürlich auch haben. Also sprang sie in das
Hundekissen, drängelte Monty weg und amüsierte sich. Monty ließ sie gewähren und
legte sich auf meinen Bauch. Heute war das Spielzeug dran, das ich extra für die Reise gekauft hatte.
Monty findet das total langweilig, Gwenny nagt gelegentlich daran herum. Ausgangssituation ist die
gleiche, Gwenny liegt auf meinem Bauch. Monty fängt an, mit dem Spielzeug zu spielen, als gäbe es
nichts besseres. Prompt steigt die Begeisterung bei Gwenny für dieses Langweilteil und sie nimmt es
Monty weg. Seine Gegenwehr ist gering, ist doch mein Bauch frei, auf dem er es sich sofort gemütlich
macht. Respekt, Monty, Du bist ein schlauer Fuchs.
Abfahrt von Kapp
Heute ist die Tour nach Gjøvik dran. Wir warten
lange, ob es Wind gibt. Ich könnte auch an Gjøvik vorbeifahren und in Finsandvika
übernachten. Das ist besser, als sich über einen fehlenden Liegeplatz in Gjøvik zu
ärgern. Von Finsandvika sind es mit Motor keine zwei Stunden nach Lillehammer. Aber vielleicht bekommen
wir doch noch Wind und können dieses letzte kurze Stück segeln, da lohnt es sich auch, eine kleine
Flaute auszusitzen. Falls es noch etwas Nettes zu filmen gibt, will ich die Kamera am Heckkorb montieren.
Plumps. Zum Glück nur die eine Schraube der Halterung. Da muss ich erst eine neue besorgen, bevor
ich damit wieder filmen kann. Muss ich bis dahin mit der "normalen" Kamera filmen, oder die
Actionkamera mit der Hand halten. Die Fahrt an sich bringt keine Überraschungen. Es ist einfach nur
warm, die Hunde dürfen ins Cockpit, bekommen einen Sonnenschutz über den Baum gehängt und ab
und zu eine Dusche aus dem Schwamm.
Schattenplatz im Cockpit
So richtig toll finden sie das aber nicht. Nach viereinhalb Stunden sind
wir in Finsandvika, wo Monty und Gwenny beide schwimmen. Die diesjährige Langtour ist nun fast zuende.
Zeit, ein Fazit zum Segeln mit zwei Hunden zu ziehen. Mit Monty alleine ging es letztes Jahr sehr gut. Jetzt
mit Gwenny zusätzlich ging es bald noch besser. Gwenny hat ein Gottvertrauen in meine
Unfähigkeit. Während Monty schon ab und an etwas besorgt schaut, weil er es bestimmt selbst
besser gekonnt hätte, schläft Gwenny die ganze Zeit. Nur selten, dass sie mal aus der
Kajüte herausschaut. Schräglage, schlagende Segel, Unruhe an Deck, nichts stört sie
wirklich. Nur rumpelnde Wellen von Motorbooten schrecken sie gelegentlich auf, ist dann aber sofort
vergessen. Sie war auch die erste, die selbstständig an Bord gehen konnte, Monty musste es ihr
dann aber unbedingt nachmachen. Er war dann so eifrig, dass er vom Cockpit in die Kajüte sprang,
was einen Absturz am Niedergang zu Folge hatte. Das wird er wohl nicht noch einmal probieren.
Der letzte Abend der Tour, in Finsandvika
Einsteigen ins
Boot ist aber für beide kein Problem, wenn das Boot seitlich an einem Kai liegt und der
Höhenunterschied gering ist, auch wenn da ein knapper halber Meter Luft zwischen Boot und Kai ist.
Aussteigen dürfen sie aber nicht selbst, obwohl Gwenny auch das schon in Hamar getan hat. Das
Verbot folgte auf dem Fuß. Nachteilig ist zum einen die Hitze, die können beide nicht wirklich gut
ab. Dann Gwennys Konfirmandenblase, die zu geregelteren Reiseplänen führt, aber vielleicht gibt
sich das ja noch. Und alleine sein mag sie garnicht. Wage ich es, alleine eine Waschgelegenheit aufzusuchen,
schreit sie den halben Hafen zusammen. Der Kapitän ist weg und der Mannschaftssprecher ist kein
würdiger Vertreter. Das ist ein nicht auszuhaltender Notstand. Daran werden wir wohl irgendwie arbeiten
müssen. Sie ist aber auch noch jung. Segeln mit diesen beiden Hunden ist auf jeden Fall toll, aber
nun ist die Mannschaft voll.
27.07.2019
Morgens klappert es im Boot. Wir haben Wind. Um sieben die Hunde raus, Ablegen um acht ohne
Frühstück. Die Mannschaft hat natürlich gefuttert. Ein angenehmer Nordwind führt uns bis
Vingrom, dann ist es spiegelglatt auf dem Wasser. Immerhin noch einmal eineinhalb Stunden gesegelt. Nun
wieder Segel runter und Motor an.
Lillehammer voraus
Am Samstag viertel vor elf legten wir ab, heute, wieder Samstag, legen wir
um viertel vor elf an der selben Stelle wieder an. Wir waren genau eine Woche unterwegs. Nun wird noch das
Frühstück nachgeholt, alles weggeräumt, dann geht es nachhause.
Auch dieses Jahr hatte ich meine Actionkamera mit und die gelegentlich mitlaufen lassen.