Die erste "Langtour" mit Hund

14.07.2018

Die erste "Langtour" mit Hund. Mal sehen, wie das wird. Das größte Problem ist die erste und die letzte Etappe. Zwischen Lillehammer und Gjøvik gibt es nicht wirklich gute Anlegestellen, um dem Hund Ausgang zu bieten. Finsandvika ist eine Möglichkeit, dann noch der Hafen von Moelv, den habe ich aber noch nie benutzt, sieht nicht so segelbootfreundlich aus. Für die erste Etappe haben wir eine einfache Lösung gefunden. Simone hat diesen Samstag frei, ich fahre alleine nach Gjøvik, Simone kommt mit Auto und Hund dorthin, wir gehen noch etwas zusammen Essen, und dann fährt Simone wieder nachhause. Kurz nach halb elf lege ich ab, das Treffen ist für 19 Uhr abgemacht. Es ist ein Supertag, hervorragender Wind, aber gegenan. Nach einer guten halben Stunde ist Vingrom Kirche passiert, da habe ich auch schon mal über zwei Stunden für gebraucht.


Die Vingrom-Kirche, standardmäßig das erste Bild meiner Mjøsatouren

Finsandvika fliegt nach zwei Stunden vorbei. Es herrscht ein Wind der Stärke 3, ich habe volle Segel gesetzt, fantastisches Segeln. SINAto ist so gut ausbalanciert, dass das Ruder von dem Gummistropp gehalten werden kann, und das Boot genau am Wind segelt. Nach jeder Wende justiere ich den Gummistropp zwei- bis dreimal nach und bin dann nur noch Passagier bis zur nächsten Wende. Das macht Spaß. Kurz vor der Mjøsabrücke frischt es etwas auf, ich reffe das Großsegel, und so passieren wir die Brücke um viertel nach drei.


Die Mjøsabücke liegt im Kielwasser

Dahinter kann das Reff wieder ausgeschüttet werden. Der Wind bleibt zuverlässig, viertel vor sechs sind wir vor Gjøvik. Der Wind frischt wieder auf, und es hängt eine dunkle Regenwolke im Westen. Da die Zeit langsam knapp wird, nehme ich die Segel herunter und werfe den Motor an. Eine gute halbe Stunde brauchen wir so bis zum Seglerhafen. Dort sind alle Gästeplätze belegt, also wieder raus aus dem Hafen und zurück zum Skibladneranleger. Dort ist noch Platz, hatte ich vorher schon als Plan B darauf geachtet. Beim Festmachen schon die erste Bodenberührung. Der Wasserstand ist sehr niedrig. Also SINAto etwas zurückgezogen, vielleicht ist es ja nur ein Stein. Als plötzlich stärkerer Wellenschlag aufkommt, setzt SINAto zweimal auf. Hier kann ich nicht bleiben. Ich hänge den großen Ballfender zwischen Boot und Kai, damit das Boot möglichst großen Abstand zum Kai und damit mehr Wasser unter den Kiel bekommt. Dann schnell mit Simone getroffen. Das Essen, auf das ich mich schon den ganzen Tag gefreut hatte, fällt leider aus, ich habe keine Ruhe dazu. Also nur den Hund entgegennehmen, zurück zum Boot und Leinen los.


Mein Begleiter ab Gjøvik

Nur mit Motor will ich noch nach Kapp. Um sieben Uhr starten wir, um neun kann ich Simone die Ankunft in Kapp melden. Das Anlegen dort war noch mal komplizierter. Nur auf der Innenseite des Gästestegs war noch ein Platz frei. Der erste Anlauf klappte nicht, weil ein Mann sein Motorboot auf der Seite hin und her schob. So musste ich noch einmal rückwärts zurück, wobei der Radeffekt der Schraube immer gegen meine Wunschrichtung wirkte. Der Radeffekt wirkt je nach Drehrichtung der Schraube nach links oder rechts, und stört besonders bei langsamer Fahrt, wenn das Ruder nicht oder kaum wirkt. Man kann sich den auch zu Nutze machen, wenn es passt, es passt aber nicht immer. Dann legte ich doch gut an und konnte eine mehr als ausreichende Wassertiefe messen. Endlich ein sicherer Liegeplatz. Kurz mit dem Hund raus und dann endlich etwas zu essen machen. Gönnte mir einen Linseneintopf, weil ich den am liebsten mag, war aber nicht die allerbeste Sorte. Na ja, wenigstens satt. Jetzt ist es kurz vor elf, der Hund bekommt noch eine größere Runde, damit er gut schläft, und das werde ich hoffentlich auch.

15.07.2018

Die Nacht war gut. Monty schlief friedlich. Nur um fünf Uhr kam er einmal an, musste die Nase getätschelt bekommen und legte sich dann wieder auf sein Kissen. Erst um acht Uhr war die Nacht zuende. So kann das weiter gehen. Die Abfahrtsprozedur ist mit Hund nun um zwei Ausgänge erweitert. Erst einen direkt nach dem Aufstehen, und dann noch einen vor dem Ablegen, was wir heute um halb elf machen. Die drei Jugendlichen auf dem Nachbarboot stehen da gerade erst auf.


In Kapp

Wir wollen nach Hamar, da ist abends um sieben ein Treffen der Deutschen aus der Umgebung. Vor zwei Jahren hatten wir Kontakt zu denen, der schlief dann aber ein. Trotzdem erhalte ich immer noch die Einladung zum Stammtisch jeweils am 15., dieses Mal im Hafenrestaurant. Das bietet sich förmlich an. Wenn ich einen Liegeplatz in Hamar finde, werde ich dort hingehen.

Es weht eine konstante Zwei, wieder gegenan. Schönes Sonntagssegeln, ideal für Monty. Nun soll er lernen, dass er beim Segeln in der Kajüte bleibt. Bei Fahrt mit Motor darf er gerne ins Cockpit, nur nicht beim An- und Ablegen. Bei unserer ersten Tour hatte das so noch nicht geklappt. Um ihm nicht gleich den Spaß zu verderben, hatte ich ihn bei leichtem Wind auch unter Segel ins Cockpit gelassen. Anfangs protestierte er etwas. Bei jedem Klageton ein klares "Nein" und in den Ruhephasen ordentlich gelobt, gelegentlich mit einem der Superleckerlies, für die er seine Großmutter verkaufen würde, dauerte es nicht lange, bis Ruhe in der Kajüte war.


Hovelsrud im Süden von Helgøya, auch ein toller Platz

Wir segelten an Helgøya entlang bis zur Südspitze. Der Wind wurde immer schwächer und schlief dann ganz ein. Also Segel herunter und Motor an, das mag so gegen ein Uhr gewesen sein. Monty durfte dann wieder ins Cockpit. Nach einiger Zeit war ihm das hier wohl zu langweilig, er wollte zurück in die Kajüte. Dort lag er dann unter der Treppe und schlief. Na also, Tagesziel der Hundeerziehung erreicht. Um drei Uhr erreichen wir Hamar, es sind auch noch einige Gästeplätze frei, also bleiben wir über Nacht hier. Beim Restaurant nachgefragt, dürfen Hunde mit hinein, das ist in Norwegen eher die Ausnahme.

16.07.2018

Gerade schlug das Glockenspiel von Hamar sieben Uhr. Als ich mich in die Kajüte legte, schlug sie sechs. In der Stunde dazwischen habe ich nur gedöst und geschwitzt. Monty kann nicht schwitzen, der hat nur gedöst. Da haben wir beide eine Stunde lang nichts falsch gemacht. Aber der Reihe nach. Die Nacht dauerte wieder bis etwa acht Uhr, heute ohne Nasetätscheln. Vorm Frühstück war Entenfüttern angesagt. Es gab zwei Gruppen, eine Mutter mit fünf Kleinen und eine Horde Jugendlicher. Die Mutter hielt sich mit ihrer Brut etwas abseits. Als einer der Jugendlichen auf die Kleinen losjagte, um das Brot zu bekommen, ging die Mutter frontal auf ihn los. Das hat beim Zusammenstoß richtig geklatscht. Damit hatte der wohl nicht gerechnet.


Am Gästesteg in Hamar

Gegen zehn Uhr legten wir ab. Es herrschte ein schwacher, südwestlicher Wind, mit dem wir ruhig Richtung Süden segelten. Ich war mir immer noch nicht klar, wohin es heute gehen sollte. Vielleicht nach Tangen, ist aber ganz schön weit bei schwachem Wind. Außerdem habe ich Sorge wegen des niedrigen Wassers. Kann ich da nicht liegen, muss ich weit zurückfahren, das geht mit dem Hund nicht gut. Eine Alternative wäre Totenvika, das liegt zwischen Kapp und Tangen, den Hafen kenne ich noch nicht. Für beide Ziele muss ich erst einmal an Helgøya vorbei. Zwei Drittel davon habe ich wohl geschafft, als der Wind immer schwächer wird. Zurück und in Richtung Nes sieht es etwas windiger aus. Also drehe ich um, könnte so mit drei bis vier Stunden Gesamtsegelzeit in Nes sein. Für den Hund reicht das, und Nes hat mir immer gut gefallen.


Helgøya, immer wieder sehenswert

Nach einiger Zeit ist es aus mit dem Wind. Ohne Hund könnte ich die Flaute aussitzen. Es stört mich normalerweise nicht, zwei Stunden auf dem Teich zu sitzen und auf das nächste Lüftchen zu warten. Mit Hund will ich das aber nicht, der muss irgendwann wieder an Land. Meersegler mit Hund helfen sich mit einem Stückchen Kunstrasen, auf dem der Hund seine Geschäfte verrichten kann. Ob ich das gut finde, weiß ich nicht, aber als Binnensegler ziehe ich ein regelmäßiges Anlegen vor. Segel runter, Motor an, geht es nach Nes. Es ist eine goldene Regel, Festmacher und Fender vor dem Anlegen immer auf beiden Seiten vorzubereiten. Da ich den langen Kai in Nes kenne und genau weiß, wie ich dort anlegen will, bereite ich nur eine Seite vor. Im Nessund weht es wieder, sogar recht stark. Der lange Kai ist gut besucht, ich entscheide mich, hinter dem Seenotretter anzulegen, da passen noch drei Boote hin. Natürlich legt genau dort ein Motorboot an, und er kann sich nicht entscheiden, weiter vor oder eher zurück. Genauso natürlich kommt der Wind von hinten, zumindest für meine vorbereitete Anlegeseite. Endlich findet der Motorbootfahrer seinen Platz, für mich passt aber der ganze Anlauf nicht richtig, und als dann noch ein kräftiger Wellenschlag den Kai entlang läuft, gebe ich Gas und drehe eine Ehrenrunde. Beim zweiten Versuch klappt das Anlegen, gegen den Wind wäre es aber einfacher gewesen. In Zukunft bereite ich wieder beide Seiten zum Anlegen vor. Es ist einfach dumm, sich der Alternativen zu berauben, vor allem, wenn man alleine unterwegs ist, und nicht mal schnell jemand noch einen Festmacher oder einen Fender anbringen kann.


Nur ein kurzer Zwischenstopp in Nes

Gegen zwei Uhr liegen wir also in Nes. Wir finden eine schöne Slipanlage, da kann Monty erst einmal ausgiebig baden. Meistens geht er nur durchs Wasser. Wenn es ganz warm ist, setzt er sich auch fast hin, heute schwimmt er sogar ein paar Züge. Der weitere Spaziergang ist ziemlich öde. Es ist sehr warm und es gibt nur die Straße. Keine guten Bedingungen für einen Hund. Zurück im Boot ist es kaum auszuhalten. Wind und laufende Wellenschläge von den vorbeirasenden Motorbooten lassen SINAto zu stark tanzen. Das reicht, schnell das Boot klar gemacht und abgelegt. Vielleicht nach Kapp? Das ist eigentlich zu weit für den armen Hund. Zurück nach Hamar, das ist die Lösung. Der Hafen, an den ich von vor zwei Jahren nur schlechte Erinnerungen habe, hat sich jetzt von seiner guten Seite gezeigt. Dafür ist dieses Jahr Nes durchgefallen. Eine halbe Stunde nach Setzen der Segel, gleich mit einem Reff, nehme ich sie vor Hamar schon wieder herunter. Das war ein schneller Ritt mit teilweise ordentlich Schräglage. Monty hat das nicht so gut gefallen, aber er wird sich auch daran gewöhnen. Nach dem Spaziergang in Hamar wollte er sichtlich nicht zurück zum Boot, vermutlich befürchtete er noch eine Fahrt für heute. Unsere gemeinsame Dösstunde hat ihn aber wieder beruhigt. Er hat auch schon ordentlich gefressen. Ich sollte mich auch auf Trockenfutter umstellen, da spare ich mir das Kochen bei der Hitze. Eigentlich habe ich ja Hunger, aber den Kocher jetzt anmachen? Später. Jetzt tanke ich erst den Ersatzkanister nach und hole vielleicht noch Benzin. Habe mir die Hacken abgelatscht bis zur nächsten Tankstelle. Unterwegs sah ich eine Anzeige: 33 Grad Celsius, und das abends gegen halb zehn. In Norwegen.


Genug für heute

17.07.2018

Heute Nacht gab es etwas Unruhe. Gegen fünf klapperte ein Gurt im Cockpit durch recht starken Wind, den band ich mit einem Bändsel fest. Um halb acht knallte das lose hängende Großfall gegen den Mast, da war die Nacht endgültig vorbei. Es war also sehr windig, im Süden hing ein großer Schauer, der wohl über Helgøya zog. Bei uns kam aber nichts davon an. Der Himmel war weitgehend bedeckt, so dass es angenehm kühl war. Nach erstem Ausgang und Frühstück kam, wie üblich, der zweite Spaziergang. Wir gingen dieses Mal einen etwas anderen Weg, und was fanden wir dabei rein zufällig? Eine Hundewiese. Von der Kommune Hamar eingezäunt und mit Strandlinie. In Norwegen ist mindestens zwischen April und August genereller Leinenzwang für Hunde. Auf dem Hundeplatz können Hunde ohne Leine herumlaufen. Vielleicht ist das ein neuer Trend, denn in Vollen beim Brüdertreffen gab es sowas auch, war, wie in Hamar auch, gerade erst eingerichtet worden. Simone hat übrigens recherchiert. Die Kommune Lillehammer hatte solch einen Platz schon 2012 auf irgendeinem Plan, nur der Platz ist noch nicht da. Wir trafen dort eine elfjährige Setterhündin, die Monty zeigte, dass nicht alle Vierbeiner ihn unwiderstehlich finden. Es war gut zu sehen, wie er sich abmühte, sie zum Spielen zu motivieren, sie ihn aber auf einen Meter Abstand hielt. Da hat er etwas gelernt. Wir spielten dann noch etwas mit dem Ball, da konnte er über die Wiese flitzen. Den Weg zurück zum Boot hätte ich ihn bald tragen müssen. So richtig motiviert wirkte er nicht.


Wieder in Kapp

Um elf waren wir dann unterwegs. Da es möglicherweise morgen Regen geben soll, wollen wir nach Kapp, das scheint mir ein guter Platz zu sein, um das Wetter abzuwarten. Wir können von dort den Rückweg antreten oder aber auch wieder weiter segeln. Der Wind war wieder sehr angenehm, vielleicht eine gute Zwei. Erst mussten wir an Helgøya vorbei Richtung Süden kreuzen, an der Südspitze wurde der Wind erst schwächer, um dann zu drehen. So kreutzten wir danach Richtung Norden nach Kapp. Die Temperatur war sehr erträglich, T-Shirt war gerade so nicht zu kalt, so kann man es aushalten. Gegen vier waren wir in Kapp, zum ersten Mal auf dieser Tour brauchten wir den Motor nur zum Ab- und Anlegen, die ganze Strecke sind wir ohne Flaute durchgesegelt. Mittlerweile hat sich die Sonne wieder durchgesetzt, es ist wieder sehr warm. Monty liegt unter der Treppe und rührt sich lange nicht. Scheint der beste Platz zu sein. Allerdings nervt ihn irgendwann eine Fliege, so dass er sich seinen Stofflurch vorgeknöpft hat. Den hat er nun so zerlegt, dass ich ihm den wegnehmen muss. Zeit, das neue Spielzeug, einen Hartgummiball mit Leine und Glocke, auszupacken. Es scheint ein würdiger Ersatz zu sein.


Leichtmatrose Monty

Und zum Glück ist da auch noch ein Rest einer Kaustange. Bisher hat er beim Ablegen immer eine bekommen. Die sind sehr klein und halten nicht lange, daher gab es danach noch eine. Heute gab es nur eine. Das scheint wie beim Weihnachtsgeld zu sein. Dreimal in Folge gewährt ohne Hinweis auf die Freiwilligkeit der Leistung, ist es Bestandteil des Vertrages. Monty kennt diese Regelung wohl und hat deutlich auf die zweite Stange bestanden. Um eine Meuterei zu verhindern, rückte der Skipper die zweite Stange heraus. Danach war Ruhe in der Mannschaft. Monty schlief oder döste, aber nur, bis der Motor gestartet wurde. Unter Motor darf er ins Cockpit, und das will er dann auch. Dass das nicht beim An- oder Ablegen gilt, hat er wohl schon verstanden. Ich glaube, wenn er groß ist, wird er Fachanwalt für Hunderechtsfragen auf See. Vielleicht hat er aber auch Glück und darf einfach nur Hund bleiben. Was für ein Luxus das ist, wird er wohl nie verstehen.

18.07.2018

Heute soll es wohl regnen. Gestern war schon etwas Gewitter mit ein paar Tropfen, aber Regen kann man das nicht nennen. Kurz nach sieben sind wir schon auf. Kein Lüftchen rührt sich. Da haben wir Zeit für eine große Runde, natürlich mit Schwimmen. Um halb elf legen wir ab, kaum Wind und sehr warm. Als die Segel gesetzt sind, bin ich durchgeschwitzt. Ganz langsam schleichen wir Richtung Helgøya, dort ist das Wasser etwas bewegter.


Die Wikinger sind auch bei Windstille schnell unterwegs,
der Außenborder ist bestimmt schon 1000 Jahre alt

Der Blick zurück zeigt über Kapp eine dicke Regenwolke, die war vom Hafen aus nicht zu sehen. Gegen zwölf hört man auch deutliches Gewitter. Ich halte die Wolke unter Beobachtung. Sie zieht aber nordwärts. Simone sagte später, dass es in Lillehammer geregnet habe, vermutlich kenne ich die Wolke dazu.


Die Regenwolke zieht Richtung Norden ab

Mit Erreichen des bewegteren Wassers setzt auch stärkerer Wind ein. Erst raumschots, später weiter achterlich. In Schmetterlingsstellung rasen wir an Helgøya vorbei. Die Temperatur hat sich deutlich abgekühlt, seit die Wolkendecke nahezu geschlossen ist. Wo wollen wir eigentlich hin? Bei wenig Wind dachte ich an Totenvika. Der Hafen soll laut einem gestrigen Gespräch mit einem Segler auch bei diesem Wasserstand für Segelboote möglich sein. Eine andere Alternative wäre Bergevika, eine Bucht auf der Ostseite von Helgøya. Irgendwo hatte ich gelesen, dass die Anlegestelle nur für Mitglieder des Hamar Bootsvereins sei. Der Segler gestern meinte, dass das in erster Linie für Motorboote gelte, Segler seien immer willkommen. Gestern sah ich dort auch ein Segelboot herauskommen. Da genug Wind ist, will ich Bergevika versuchen. Um Helgøya herum frischt es auf. Der Wind kommt nun genau von der Seite, mit voller Besegelung fühlt es sich mir zu ruppig an, so dass ich das Segel reffe. So knüppeln wir Richtung Bergevika. Kurz vor Erreichen der Bucht gibt Monty klar zu verstehen, dass es genug mit der Bolzerei sei. Also in den Wind gedreht, alle Segel geborgen und SINAto anlegefertig gemacht. Mit Motor fahren wir an der Bucht vorbei. Das sieht nicht wirklich einladend aus. Wir drehen ab. In Hamar waren wir doch schon lange nicht mehr? Die ganze restliche Strecke von über fünf Kilometern wollte ich nicht Sprit verbrauchen, allerdings wieder das Großsegel setzen und Fender und Festmacher abnehmen, habe ich auch keine Lust. Es weht stark genug, so lasse ich die Fender an Deck liegen und ziehe nur das Vorsegel hoch. Gemütlich, aber schnell genug, fahren wir nach Hamar.


Wir segeln nicht, wir sparen nur Sprit

Dort ist nur ein Platz außen am Gästekai frei, egal, da legen wir an. Meist wird abends innen noch etwas frei. Von drei bis halb fünf ist Vollgas auf dem Hundeplatz angesagt. Nun liegt Monty mitten in der Kajüte, schläft und zappelt gelegentlich mit den Beinen. Er hat wohl noch einiges zu verarbeiten. SINAto zog inzwischen um auf einen inneren Liegeplatz, da können wir den Rest des Abends in Ruhe genießen. Besonders genieße ich das stündliche Glockenspiel, so etwas höre ich nicht so oft in Norwegen auf dem Land. Das erinnert mich an meine Oma. Hinter der Wohnsiedlung liegt ein Park mit einem Spielplatz auf der unteren Seite, und großen Steinen oberhalb. Darin herumzuklettern war das Größte. Nebenan steht eine Kirche, deren Glocke ich gerne gehört habe. Vor ein paar Jahren hatte ich dort angehalten, nur um durch den Park zu gehen. Es ist immer noch ein besonderer Platz für mich.

19.07.2018

Gestern abend um zehn klangen keine Glocken mehr. Den ganzen Morgen über auch nicht. Beim Ablegen um zehn waren sie pünktlich wieder da. Das ist bürgerfreundlich, sie läuten von zehn Uhr morgens bis neun Uhr abends. Heute waren wir früh auf. Um halb sieben schauten mich zwei Kulleraugen erwartungsvoll an. Ach nö, noch nicht! Noch einmal umdrehen. Um sieben ist es dann soweit, stehen wir halt auf. Der Spaziergang vorm Frühstück, Monty kennt jetzt den Weg zum Hundeplatz. Enttäuscht trottet er hinter mir her zurück zum Boot. Erst frühstücken wir. Vor dem Ablegen gehen wir aber natürlich dorthin. Wir finden eine zehnjährige Mischlingsdame vor. Mutter Bordercollie, Vater unbekannt. Ein nettes Tier, lässt sich aber nicht so richtig zum Spielen animieren. Als die gegangen sind, werfen wir noch ein bisschen Ball und gehen dann zum Boot.


Wasser ist Glück

Zwei Stunden segeln wir gemütlich dahin, wir kommen bis zur Brennerei Stange und den Golfplatz dahinter. Wir segeln nahe am Ufer, ganz langsam. Deutlich ist das Zwitschern der Vögel zu hören. Was für eine Idylle. Eine Wende bringt uns vom Ufer weg. Bei dem schwachen Wind ist mir das zu gefährlich. Wird er noch schwächer und der Motor springt nicht an, treiben wir an Land. Etwa fünf Kilometer sind es vom Ufer bis nach Helgøya. Auf der Hälfte gibt der Wind ganz auf. Simone hatte ich meine Rückkehr für Samstag angekündigt, also noch zwei Nächte. Vielleicht eine in Totenvika, die zweite in Gjøvik. Aber ohne Wind und immer noch brütend warm, ne, nicht segeln kann ich besser zuhause. Ich entscheide mich, noch heute nach Gjøvik zu kommen und morgen dann nachhause. Um halb eins nehme ich die Segel weg und starte den Motor. Das Großsegel ist schön am Baum aufgetucht, vermutlich wird es so bis Lillehammer bleiben. Das habe ich genau so schon einmal erlebt. Merkwürdig. Wir motoren bis Kapp. Um drei Uhr ist dort Pinkel- und Badepause für Monty. Eine Stunde später legen wir wieder ab und motoren bis Gjøvik. Kurz vor sechs kommen wir im Seglerhafen an. Es ist tatsächlich ein Platz frei, den ich ansteuere. Ein Mann ruft mir vom Steg aus zu, dass ich um die Stege herumfahren solle, hier wäre noch ein Gästeplatz frei. Der Einladung folge ich natürlich und liege nun in einer Box. Der Besitzer der Box ist unterwegs und kommt so schnell nicht wieder. Wir unterhalten uns etwas, sie notieren meine Telefonnummer für die Regatta am 1. September von Gjøvik nach Hamar. Mal sehen, Lust hätte ich schon.


Im Seglerhafen in Gjøvik

Es geht wieder der 10-Liter-Kanister in den Tank. Zur Sicherheit wird er an der Tankstelle wieder aufgefüllt. Monty ist der perfekte Benzinmiteinkäufer. Ohne jede Aufforderung setzt er sich neben den Kanister und wartet, bis die Tankerei fertig ist. Das hat er sich vom ersten Mal anscheinend gemerkt. Feiner Hund. Überhaupt ist er ein toller Bordhund. In dieser Woche haben wir es vom leicht quängeligen zum voll integrierten Bordmitglied geschafft. Ohne zu klagen schläft er beim Segeln in der Kajüte, nur mit Motor möchte er gelegentlich ins Cockpit, was auch gewährt wird. Dort sucht er sich einen Platz, an dem er ohne zu stören herumliegen kann. Wir sind ein richtig gutes Team geworden. Vermutlich riechen wir inzwischen auch gleich.

20.07.2018

Heute geht es nachhause. Vorhergesagt ist viel Wärme und kein Wind. In der Nacht ist schon Unruhe, ob mein Boot klappert oder eines der Nachbarboote, kann ich nicht orten, dazu bin ich nicht wach genug. Es ist auch noch nicht wirklich hell, daher schaue ich erst garnicht auf die Uhr. Bloß wieder einschlafen. Beim nächsten Aufwachen bin ich aber dran. Monty schaut mich erwartungsvoll an. Wie lange er wohl darauf gewartet hat, bis ich mich rege? Ich muss den Kopf aus meiner Captains-Suite herausstrecken, die Uhr hängt auf der anderen Seite vom Schott. Viertel nach sechs, na bravo. Draußen weht es etwas, und es ist auch noch nicht so warm. Also los, Spaziergang. Um sieben sind wir zurück und es ist mein Frühstück dran, Monty liegt neben mir auf der Bank und schläft. Ja, ja, Frühaufsteher! Um acht legen wir ab. Es ist etwas eng aus der Box zu kommen, aber schließlich gelingt es, ohne irgendwo anzustoßen. Wir sind wieder unterwegs, und es ist immer noch Wind. Doch noch einmal Segel setzen. Wir segeln gemütlich daher, da fällt mir die Cunningham-Kausch wieder ein, darüber hatte ich auf dem Hinweg schon nachgedacht. Das ist noch eine Möglichkeit, das Großsegel zu beeinflussen, die ich bisher noch nicht genutzt hatte. Es handelt sich dabei um eine Öse im Segel, wie die Ösen zum Reffen, jedoch nur knapp über dem Baum. An der kann das Segel straffer gezogen werden. Da muss ich bloß eine Leine, wie die Reffleinen, finden, und diese genauso montieren. Das ist schnell erledigt. Ein Block ist am Mastfuß frei, der muss bloß umplatziert werden. Dann die Leine am Baum befestigen, durch die Öse, wieder herunter durch den Block und an die letzte freie Klemme legen, fertig.


Alle Klemmen sind nun belegt

Das ist in fünf Minuten beim Segeln erledigt. Dann ziehe ich an der Leine, und tatsächlich ziehen sich die Wellen aus dem Großsegel, ganz einfach. Ich meine, dass das Rauschen des Wassers etwas zugenommen hat, aber das kann auch nur Einbildung gewesen sein. Auf jeden Fall sieht das Segel so besser aus und verbessert das Segeln am Wind. Ob es wirklich etwas gebracht hat, müsste man messen. Messen? Da fällt mir das alte GPS ein, das immer noch in der Segeltasche liegt. Mal sehen, ob das noch funktioniert. Tatsächlich ist noch Strom in den Akkus, nach kurzer Zeit hat das Gerät seinen Standort gefunden und liefert unter anderem die Geschwindigkeit. Da kann ich demnächst mal probieren, ob es einen Unterschied gibt. Im Augenblick segeln wir etwas unter 5 km/h und müssen auch noch kreuzen, das würde ein langer Tag für die rund 40 Kilometer, die noch vor uns liegen. Lange hält der Wind aber nicht an. Segel runter, Motor an, heimwärts. Mit dem GPS überprüfe ich, ob sich die Drehzahlerhöhung auch wirklich in Geschwindigkeitszunahme auswirkt, oder nur auf die Zunahme von Krach und Verbrauch. Dabei komme ich auf eine Reisegeschwindigkeit von knapp unter 9 km/h bei einer noch erträglichen Drehzahl. Das geht etwa vier Stunden lang. Monty darf wieder ins Cockpit und bekommt ein Handtuch so angebracht, dass er einen Schattenplatz findet. Wir unterqueren wieder die Brücke und nähern uns Finsandvika.


Man soll nicht hinsehen, meinte ein Segler neulich.
Ich höre es aber, wenn es nicht passt, sagte ich

Das Wasser ist schon einige Zeit nicht mehr ganz glatt, da ist also wieder Wind. Motor gedrosselt und etwas abgewartet. Ja, da ist Wind von hinten. Da setzen wir doch noch einmal die Segel und lassen uns von einem recht ruhigen Wind nachhause schieben. Manchmal frischt er etwas auf, in Schmetterlingsstellung messe ich einmal 9,5 km/h, also schneller, als mit Motor. Hinter der Kirche nehme ich die Segel wieder weg, bereite das Boot zum Anlegen vor und liege um drei Uhr im Hafen.

Das war also die erste "Langtour" mit Hund. Nach unerwartet kurzer Eingewöhnungszeit funktionierte das sehr gut. Natürlich muss ich auf einige liebgewordene Rituale verzichten. Zum Beispiel direkt nach dem Anlegen eine halbe Stunde dösen und dann ein Süppchen essen. Jetzt folgt nach dem Anlegen erst der Hundespaziergang. Das Süppchenessen fiel allein deshalb schon aus, weil es viel zu warm war, dafür kann der Hund nichts. Bei gemäßigteren Außentemperaturen könnte diese Tradition nach dem Spaziergang stattfinden. Ansonsten bleiben noch zwei Einschränkungen. Zum einen ist das die Möglichkeit, etwas alleine zu unternehmen. Im letzten Jahr bin ich um Helgøya gelaufen, das dauerte etwas über eine Stunde und wollte ich unbedingt wiederholen, hatte sogar meine Laufklamotten mit. So lange wollte ich aber Monty nicht alleine im Boot zurücklassen. Das wird vermutlich bei angenehmeren Temperaturen und zunehmendem Alter kein Problem sein. Hatte das mit kürzeren Abwesenheiten, wie dem Gang zum Waschraum, ausprobiert, wusste aber nicht, ob Monty sich dabei ruhig verhält. In Gjøvik gestern abend stand ein Segler auf dem Steg, den ich kennengelernt hatte, weil er früher auch eine Albin Express besaß, als ich gerade mein Abendbrot vom amerikanischen Feinschmeckerrestaurant geholt hatte. Auch eine Tradition für den letzten Abend in Gjøvik. Er fragte mich, wo ich den Hund gelassen hätte. Der säße im Boot, ob er ihn nicht gehört hätte, gab ich zurück. Nein, er hätte sogar "Hallo" gerufen, aus dem Boot wäre nichts zu hören gewesen. Wir plauderten etwas, erst da fragte Monty vorsichtig an, ob ich ihn vergessen habe. Monty zeigt auch keine Tendenz, irgendetwas im Boot kaputt zu beißen, das war eigentlich meine größte Sorge. Die andere Einschränkung betrifft die Dauer an Bord ohne Landpause. Dazu sprach ich mit einem Motorbootfahrer aus Eidsvoll, der auch einen Hund dabei hat. 10 bis 12 Stunden seien kein Problem, sagte er, das hätte er seinem Hund schon ganz früh so angewöhnt. Auch deshalb habe ich auf der Rückreise von Gjøvik nach Lillehammer nicht nur den Motor benutzt. Zwischen den beiden Landgängen lagen acht Stunden. Dass Monty danach wirklich nötig gemusst hätte, konnte ich nicht feststellen. Da kann ich in Zukunft auch etwas entspannter sein und nicht bei der kleinsten Flaute sofort den Motor anwerfen. Aber wie schon mehrfach erwähnt, war es elendig warm, da macht es auch mir keinen Spaß in Windstille auf dem Boot in der prallen Sonne zu sitzen und auf das nächste Lüftchen zu warten. Im übrigen war seine Begleitung nett. Er war doch sehr entspannt, deutlich mehr als erwartet. Das Experiment "Segeln mit Hund" hat zum Glück funktioniert.


Das war toll, gleich nochmal ...

Zum ersten Mal habe ich meine neue Kamera auf einer Langtour eingesetzt. Diese war am Heckkorb befestigt und ich ließ sie gelegentlich mitlaufen. Da sind fast zwei Stunden Film zusammengekommen. Nicht wirklich spannend, aber ich werde mir den im Winter sicherlich mindestens auszugsweise ansehen.

eMail Gästebuch

06.08.2018