Einmal Finnabotn und zurück

Wie schon im vorigen Bericht geschrieben, hat der "lange" Törn nicht geklappt, aber es sollte wenigstens ein Ausflug zum Finnabotn drin sein. Am Donnerstag fuhr ich hin, übernachtete dort im Boot und kam Freitag wieder zurück. Die Wettervorhersage meldete schwachen Wind, deshalb nahm ich ausreichend Benzin mit. Über die Zuverlässigkeit der Wettervorhersage möchte ich mich aber nicht weiter äußern.


Gemütlich ging es los, es war sogar Zeit, um eine Möwe zu fotografieren

Der Wind nahm dann allmählich zu. Segelte ich am Anfang noch mit Vorsegel, rollte ich es relativ schnell weg, es war genug Wind, um nur mit dem Großsegel alleine gut voran zu kommen.


Diesen Ort, an dem man noch Balestrand sehen kann, nenne ich mal Punkt B für den weiteren Bericht

Nach knapp 3 Stunden hatte ich den als Punkt B bezeichneten Ort erreicht, an dem ich dem Fjord nach Westen folgen musste, um zum Finnafjord zu gelangen. Der Wind aus Südsüdwest war nicht ganz optimal, brachte mich aber doch recht flott voran. Ab Punkt B drehte er mehr in Richtung West und ich musste dann kreuzen.


Blick tief in den Arnafjord

Der Wind war recht unregelmäßig, so konnte ich in den Pausen auch mal ein Foto machen. Generell nahm er aber mehr zu, da war schon ein Stück Arbeit zu leisten.


Der Finnafjord, da will ich hin

Kurz nach diesem Foto begann der anstrengendste Teil des Hinweges. Ich war noch auf der Nordseite des Fjordes, als die Windgeschwindigkeit ihr Tagesmaximum erreichte. Weit hatte ich mich hinausgelehnt und segelte schön hoch am Wind über die inzwischen ganz ordentlichen Wellen. Da drehte der Wind schlagartig und nahm mir den Druck aus dem Segel. Noch nie hatte ich erlebt, dass ich in Gedanken ins Wasser fiel. Ich fühlte, wie ich alles losließ, nach hinten ins Wasser eintauchte, sich das Wasser um mich schlang und die Füße aus den Gurten glitten. Das war ganz konkret, im Geist das, was nun kommen würde, vorweggenommen.

Aber ich ließ nicht los. Mit der rechten Hand zog ich an der Pinne, um wieder in den Wind zu kommen, und mit der linken zog ich mich an der Großschot, die ich bei solchem Wetter immer mindestens einmal um die Hand gewickelt fahre, wieder ins Boot zurück. Vermutlich hatte die Kurskorrektur den Druck wieder aufgebaut, so dass das Boot genügend Widerstand bieten konnte, um mich zu halten. Wirklich mitbekommen habe ich es nicht, denn es war eine reine Reflexhandlung. Auf jeden Fall saß ich wieder im Boot und lag nicht im Wasser. Aber es war verdammt knapp.

Nach dem Schreck musste ich nun auf die andere Seite des Fjordes. Ich vermied es, mich weit hinauszulehnen, und öffnete lieber mal kurz das Segel, wenn mir die Krängung zu stark wurde. So kam ich dann in die Nähe des Finnafjordes. Nach einer Segelzeit von sechs Stunden schlief der Wind kurz ein, und ich beschloss, das Segel zu bergen, und den Rest zu motoren.


Zeitgleich mit einer kleinen deutschen Yacht erreichte ich den Finnafjord


Der Finnafjord, am Ende geht es in den Finnabotn. Davon berichtete ich schon in dem Törnbericht von 2011


Angekommen


Die Deutschen, ein sehr nettes Paar aus dem Westerwald, ankerten für eine Tasse Kaffee ...


... und fuhren dann wieder weiter


Mein Schlafplatz für die Nacht

Vor drei Jahren waren die Häuser zumindest teilweise bewohnt, und das Hotel war in Betrieb. Inzwischen ist der Platz vollständig verlassen und die Gebäude stehen für einen unrealistischen Preis zum Verkauf. Noch nicht einmal die Schieferplatten, die schon vor drei Jahren bereit lagen, wurden auf die Dächer gelegt. So ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann hier alles verfällt. Das ist sehr schade um diesen ganz besonderen Platz, aber wirtschaftlich rechnet sich das einfach nicht.


Abfahrt am nächsten Tag um halb neun


Noch einmal langsam durch diese unglaubliche Gegend

Der Rückweg war dann sehr anstrengend. Kaum aus dem Finnafjord heraus wurde es windig und wellig. Natürlich hatte der Wind gedreht, da hatte die Wettervorhersage tatsächlich mal Recht, und kam nun genau von vorne. Zuerst überquerte ich den Fjord, damit ich schon mal auf der richtigen Seite war. Danach mühte ich mich gegen den Wind. Nach insgesamt sieben Stunden Kreuzkurs erreicht ich Punkt B. Am Vortag waren es von dort drei Stunden bis zum Finnafjord. Kurz zuvor kreuzte sich mein Weg mit der deutschen Yacht, die aus Vik kam. Für einen Gruß fehlte mir leider die Gelegenheit, denn ich hatte mit Schot und Pinne zu kämpfen. Zu dem Zeitpunkt wehte es besonders stark. Dazu gab es sehr kurze Wellen, ich war also vollkommen gefordert. Zum Winken fehlte mir die dritte Hand.

Direkt aus diesem (zumindest für eine Jolle) recht starken Wind heraus schlug das Wetter um. Der Wind war weg, die Wellen blieben. Mir war kalt und ich war sattgesegelt. Außerdem wollte ich auch irgendwann zuhause ankommen. Also nahm ich das Segel herunter und motorte die letzten beiden Stunden nach Balestrand. Schön war es trotzdem. Vor allem habe ich endlich mal wieder bei richtigem Wind segeln können. Ab und an muss das passieren, damit man die Angst davor im Griff behält.
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05.07.2014