Vereinsmeisterschaft

Die diesjährige Segelsaison war bisher ziemlich bescheiden, der geplante Wochentörn auf dem Vänern war ein Reinfall und auch sonst war ich nur zweimal in Steinhude und einmal am Schweriner See, was allerdings sehr schön war. Nach dem Urlaub im August wollte ich dann noch den Rest der Saison ausnutzen, aber auch das sollte nicht gelingen. Aufgrund eines wieder aufgetretenen Augenleidens mußte ich sogar meinen Urlaub abbrechen, um einen Arzt aufzusuchen. 20% Sehkraft auf dem linken Auge ließen nicht an Segeln denken. Es blieb mir nur noch das Absegeln am 29. September mit der obligatorischen Vereinsregatta, falls das Auge bis dahin wieder in Ordnung sein sollte. Eine Woche vorher 90% Sehkraft, Wettervorhersage laut wetteronline.de 3-4 Bft. Sollte es ausnahmsweise eine Vereinsregatta mit Wind geben? Dann der Rückschlag: Mittwoch nur noch 60%. Nach erneutem Besuch beim Augenarzt Kortisondosis wieder erhöht, Freitag leichte Besserung auf 70%, Sonnabend Regen! Es ist verhext. Erst am Mittag habe ich entgültig beschlossen, doch zum Segelplatz zu fahren und auch das Boot mitzunehmen, schlimmstenfalls regnet es auf dem Trailer voll und ich stelle es ungenutzt wieder zurück. Und dann wurde es ein Supertag.

Vorbereitungen
Vorbereitungen am Steg, alle sieben Boote sind versammelt

Der Himmel war zwar grau, geregnet hat es aber nicht. Das Starterfeld war mit 15 Seglerinnen und Seglern verteilt auf 7 Boote recht groß, es war fast alles im Wasser, was wir aufbringen können. Jens Borchert bot sich an, auf SINAen als Vorschoter mitzufahren. Gegen 16:00 Uhr war der Start. Es ging von der Startlinie etwa 300 Meter flußaufwärts gegen den Wind zur Luvtonne, dann etwa einen Kilometer flußabwärts vor dem Wind zur Leetonne, wieder zurück zur Luvtonne und nach dem zweiten Runden der Leetonne zurück zur Start- und Ziellinie. Insgesamt eine Distanz von ungefähr 4 Kilometern.

Der
Der Regattakurs auf der Weser mit Startlinie am Segelplatz, Luvtonne im Süden und Leetonne im Norden
(Tonnenpositionen nur geschätzt, Quelle: Google.de/Maps)

Bei dem konstanten Wind mit einer Stärke um 4 Bft waren wir mit dem neuen Großsegel im Materialvorteil gegenüber den Vereinsbooten mit den schon etwas älteren Segeln. Die einzige Ausnahme ist Pilgrim, der Zugvogel des Vereins. Ausgerüstet mit Genua, Travellerschiene und anderen Regatta-Raffinessen ist sie deutlich schneller als SINAen, was sich auch in einer entsprechend niedrigen Yardstickzahl ausdrückt. Als vor zwei Jahren Jens mit Pilgrim Vereinsmeister wurde, segelte er an SINAen vorbei, daß ich dachte, ich fahre rückwärts (allerdings hatte ich damals noch mein altes Großsegel).

Vorstartphase
Die Vorstartphase sieht von Land recht übersichtlich aus. Auf dem Wasser erscheint alles wesentlich enger

Doch schon nach der zweiten Wende waren wir dem Getümmel enteilt, so daß wir keine Rücksicht auf Wegerechte der anderen mehr nehmen mußten. Pilgrim mit Skipper Charly war weit zurück. Vermutlich waren sie beim Start irgendwo im Feld eingeklemmt gewesen und kamen nicht so schnell frei. Sehr hilfreich war auch die aktive Art von Jens, die Fock zu bedienen. Absolut präzise unterstützte er jede Wende mit Backhalten der Fock und schnellem Wechsel zur rechten Zeit. So schnelle Wenden habe ich mit SINAen noch nie gefahren. Auf diese Weise zu segeln war mir auch neu, auf die Idee wäre ich als reiner Nur-So-Rumsegler gar nicht gekommen. Es dauerte auch einige Zeit, bis ich verstand, was er eigentlich machte.

Kurz
Kurz nach dem Start liegen wir schon vorne

Die erste Luvtonne umrundeten wir dann mit großem Abstand als erste. Als wir die Vorwindstrecke schon etwa zur Hälfte hinter uns hatten, sahen wir erst Pilgrim um die Luvtonne fahren. Aber noch waren wir nicht im Ziel. Ob wir den Vorsprung gegenüber Pilgrim verteidigen könnten, war ziemlich unwahrscheinlich, wenn der Grund ihres Rückstandes nicht in einem technischen Problem lag. Auch bei der Leetonne lagen wir noch deutlich vorn, aber dann ging es wieder gegen den Wind. Durch die Biegung der Weser kam der Wind im unteren Teil nicht direkt von vorne, sondern schräg von Steuerbord. Pilgrim, die höher segeln kann als SINAen, kam herangeflogen und hatte uns kurz vor der Startlinie eingeholt. Einmal konnten wir ihr noch mit Wegerecht vor den Bug fahren, dann bog die Weser wieder gegen den Wind.

Pilgrim
Pilgrim hart am Wind

Mit Jens Wendeunterstützung konnten wir uns noch ganz gut halten, an der Luvtonne waren wir aber schon zweite. Jetzt galt es, den Abstand so gering wie möglich zu halten, denn dank Yardstick durfte Pilgrim ruhig als erste ankommen und wir konnten trotzdem gewinnen. Vor dem Wind waren wir ebenbürtig. Schwerter hoch, Fock mit dem Arm ausgebaumt, Gewicht nach vorne verlagert und das Ruderblatt so weit hochgezogen, daß es gerade noch steuerte, schlichen wir hinter Pilgrim her und verloren keine Zeit. Die Leetonne verließen wir fast gleichzeitig, da uns Charly genügend Raum ließ, obwohl wir keine Überlappung herstellen konnten. Doch jetzt kam der Streckenabschnitt, an dem Pilgrim am stärksten war, und so mußten war abreißen lassen. Vielleicht segelte ich auch etwas zu hoch, denn ich wollte ohne Wende ins Ziel kommen. Das gelang nicht, so mußten wir doch noch einmal aufkreuzen und durchfuhren die Ziellinie 38 Sekunden nach Pilgrim.

Auf
Auf dem Weg zum Ziel. Pilgrim liegt deutlich vorn

Bei einer Segelzeit von insgesamt etwas über 38 Minuten reichte es aber. Charly und seiner Crew bleibt die Ehre des "first ship in", aber der Pokal steht für das nächste Jahr auf meinem Fernseher. Ohne Jens wäre es wohl nicht dazu gekommen. Es war für mich eine höchst spannende Lehrstunde, die dieser verkorksten Saison zu einem äußerst erfreulichen Ende verhalf.

Das
Das Siegerteam

Beim abschließenden geselligen Ausklang konnte ich leider nicht mehr teilnehmen, weil zuhause unser Hund auf seinen Ausgang wartete. Aber es war wie bei jedem Absegeln eine tolle Stimmung und hat mir sehr viel Spaß gemacht. Vielen Dank allen Helfern an dieser Stelle.

Gruppenbild
Gruppenbild mit Pokal und Siegertorte

Vielen Dank auch an Wolfgang und Hauke Müller für die freundliche Überlassung der schönen Fotos.

Der Der
Der Wanderpokal wandert nächstes Jahr wieder weiter, da soll er mir wenigstens auf dieser Seite erhalten bleiben



eMail Gästebuch

31.10.2007