Ostsee-Törn vom 06.06. bis 10.06.2004

In der Woche vom 06.06. bis zum 12.06.2004 habe ich mir vorgenommen, mit meiner Ixylon einen Probetörn auf der Ostsee zu unternehmen. Nach längerer Suche im Internet fällt die Wahl des Startortes auf Steinberghaff westlich von Gelting. Dort soll es möglich sein, das Boot über den Strand ins Wasser zu slippen. Ein örtliches Ziel der Fahrt ist nicht definiert, da ich keine Vorstellung davon habe, wieviele Seemeilen ich am Tag zurücklegen kann. Vielmehr geht es mir darum, Erfahrungen zu sammeln und Spaß am Segeln auf dem Meer zu haben. Ein Abstecher nach Dänemark ist jedoch fest geplant.

Für den Donnerstag (Fronleichnam) habe ich mich mit Ortwin in der Schlei verabredet, weil er eventuell einen Tag mitsegeln möchte.


1. Tag: Sonntag, 06.06.2004

UhrzeitWindrichtungWindstärkeWindstärke in BöenWellenhöheBesonderheiten
06:00W - NW451,0 m 
12:00W3 - 451,0 m 
18:00W44 - 51,0 m 

Abfahrt mit Auto und Trailer um 04:15. Gegen 08:30 treffe ich in Steinberghaff ein. Das Slippen gestaltet sich schwierig, denn das Wasser ist sehr flach. Nach etwa 20 Metern steckt das linke Rad des Slipwagens im Sand fest, das Boot liegt aber noch viel zu hoch, um zu schwimmen. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, den Slipwagen fortzubewegen, kippe ich das Boot seitlich herunter und hoffe, nichts zu beschädigen. Schon jetzt ist klar, daß ich hier das Boot nicht wieder aus dem Wasser heraus bekomme.

Nun muß ich nur noch das Gespann unterbringen. Nach Anfrage in einem nahegelegenen Restaurant bekomme ich freundlicherweise die Genehmigung, Auto und Trailer die Woche über kostenlos auf deren Parkplatz abzustellen. Dann ist es endlich soweit, mein erster mehrtägiger Törn mit eigenem Boot kann beginnen.

Um 11:30 setze ich das Großsegel und verlasse Steinberghaff in nordwestlicher Richtung. Die ersten eineinhalb Stunden segele ich am Wind, erst kurz vor Sønderborg falle ich ab. Hier beginnt der erholsame Teil des erten Tages. Vor dem Wind geht es um 13:30 an Sønderborg vorbei.

Am Leuchtturm von Kægnes ankere ich zwichen 15:15 und 15:45. Kurz zuvor bemerke ich, daß die oberste Segellatte am Mast aus dem Segel herausschaut, die Lattentasche ist eingerissen. Nachdem das Segel geborgen ist, stelle ich fest, daß eine Reparatur sofort nicht möglich ist. Zur Weiterfahrt entferne ich daher die Segellatte.

Nach Umrundung des Leuchtturms Gammel Pøl sehe ich den Hafen Mommark und entscheide, dort zu übernachten. Eine Stunde segele ich noch am Wind, dann erreiche ich um 17:10 den Hafen.

Dort angekommen lasse ich mir einen ruhigen Platz zuweisen, zahle meine 60 DKK Liegegebühr und leihe mir von einem Paar aus Uerdingen Nadel und Faden, um die Segeltasche zu reparieren. Zur Segelreparatur habe ich nur Klebeband mitgenommen, damit kann der Riß der Tasche jedoch nicht geklebt werden. Zu Essen mache ich mir eine Linsensuppe auf dem Kartuschenkocher warm, das funktioniert erstaunlich gut. Glücklich über den bisherigen Verlauf der Reise krieche ich gegen 22:00 ins Zelt auf meinem Boot.

Bei einer reinen Segelzeit von 5 Stunden habe ich etwa 22 Seemeilen zurückgelegt.

Karte

2. Tag: Montag, 07.06.2004

UhrzeitWindrichtungWindstärkeWindstärke in BöenWellenhöheBesonderheiten
00:00SW - W3 - 441,0 m 
06:00SW - W3 - 441,0 m 
12:00SW - W44 - 51,0 m 
18:00SW - W44 - 51,0 m 

Von Mommark Havn starte ich um 09:00 Uhr mit dem Ziel Ærø, das ich am Abend sehen konnte. Jetzt ist es diesiger und die Insel nicht zu erkennen. Unangenehmerweise kommen die Wellen genau von Steuerbord und werden immer größer. Die Fahrt ist dadurch eine ziemliche Schaukelei mit nicht sehr starkem Wind von achtern. Nach etwa einer Stunde kann ich Ærø im Dunst erkennen und habe nicht ganz die halbe Strecke geschafft. Die genau seitlich einfallenden und immer größer werdenden Wellen werden mir jedoch unheimlich und beim Gedanken daran, daß der ganze Weg auch wieder zurückgesegelt werden muß, breche ich die Überfahrt ab.

Das neue Ziel lautet Sønderborg. Dort will ich übernachten und am nächsten Tag Richtung Schlei weiterreisen. Nach einer weiteren Stunde liege ich wieder vor Mommark Havn und fahre südlich der Küste von Als entlang, um den gleichen Weg von gestern zurückzufahren. Gegen Mittag wird der Wind schwächer und ich setze die Fock. Mühsam umrunde ich den Leuchtturm Gammel Pøl, jetzt kommt der wieder auffrischende Wind von vorne und ich muß kreuzen. Kurz vor Erreichen des Leuchtturms von Kegnæs will ich in Strandnähe ankern, um mich etwas auszuruhen. Dummerweise vertörnt die Ankerleine und ich bekomme sie nicht schnell genug klar, so daß dieses Manöver ziemlich mißlingt und ich auf den Strand auflaufe. Nur mit Mühe komme ich wieder in tieferes Wasser, wo der zweite Versuch erfolgreicher ist. Doch habe ich jetzt keine Lust mehr, mich zu erholen. 10 Minuten später setze ich wieder das Großsegel und fahre fort von diesem peinlichen Ort.

Nachdem der Leuchtturm passiert ist, hoffe ich, nicht mehr kreuzen zu müssen, doch die Untiefen von Flejmose Sand erzwingen immer wieder einen Schlag Richtung Süd. Erst nachdem auch Fiskesand im Kielwasser liegt, kann ich direkten Kurs nach Sønderborg fahren. Endlich sehe ich den Hafen. Gleichzeitig frischt der Wind noch mehr auf. Der Boden des Bootes füllt sich allmächlich mit Wasser, immer wieder sitze ich in der Gischt und gelegentlich streift eine Welle meinen Hosenboden. Trotzdem fühle ich mich sicher, denn das Boot liegt sehr stabil im Wasser. Aber es ist anstrengend und deshalb sehne ich die Ankunft allmählich herbei.

In die Hafeneinfahrt gleite ich mit achterlichem Wind, vorbei an einem großen Schild "Havn! 3 Knobs", hoffentlich wird hier nicht geblitzt :-).

Der Hafenmeister nimmt 95 DKK Hafengebühr und läßt mich zum Glück direkt am Steg liegen. Der Mast ist etwa vier Meter hoch mit Spuren von Salzwasser versehen. Heute ist die untere Lattentasche außen aufgerissen und wird am nächsten Tag mit Klebeband geklebt.

Für die 20 Seemeilen des heutigen Tages habe ich 9 Stunden benötigt, sieben davon gegen den Wind. Ich bin ziemlich kaputt und naß, aber herrlich war es. Meine Erbsensuppe koche ich im angrenzenden Park auf einer Parkbank und werde von den Einheimischen ziemlich komisch angesehen, doch meine gute Laune kann mir heute keiner nehmen. Später mache ich noch einen Spaziergang in die Stadt und verschwinde wieder gegen 22:00 im Zelt.

Karte

3. Tag: Dienstag, 08.06.2004

UhrzeitWindrichtungWindstärkeWindstärke in BöenWellenhöheBesonderheiten
00:00W - NW44 - 51,0 m 
06:00NW441,0 m 
12:00NW3 - 43 - 40,5 m 
18:00N1 - 21 - 20,5 m 

Sønderborg verlasse ich gegen 07:30 mit achterlichem Wind. Das Ziel ist die Schlei, die ich auf direktem Weg ansteuere. Der erste Wegweiser ist der Leuchtturm Kalkgrund, um 09:00 habe ich ihn passiert. Von hier geht die Reise an der Küste entlang. Vorbei am Leuchtturm Falshöft (10:00) erreiche ich um 11:45 Schleimünde. Gegen den Wind trage ich ein Rennen mit einer Yacht aus und muß dabei lernen, daß der kürzere Weg nicht immer der schnellere ist. Kurz vor Kappeln stecke ich mit beiden Schwertern im Dreck.

Die Zugbrücke in Kappeln öffnet direkt bei der Ankunft um 12:45, durch die Abdeckung der Brücke muß ich zum Paddel greifen. Verwöhnt von der Ostsee bin ich von der Schlei enttäuscht. Häufige Windabdeckungen verringern die Geschwindigkeit und zwingen zur Wachsamkeit. Vor Kopperby ankere ich erstmal für eine halbe Stunde. Um 14:00 starte ich erneut und setze meine Fahrt landeinwärts fort. Gegen 16:00 erreiche ich Lindaunis und beschließe, im Sportboothafen direkt vor der Eisenbahnzugbrücke zu übernachten. Die Liegegebühr beträgt hier 10 Euro inclusive kostenloser Benutzung der Duschen.

27 Seemeilen sind das Ergebnis der 8 Stunden dauernden Fahrt.

Abends gehe ich im Nachbarort Lindau ein Schnitzel essen und ein Bier trinken. Zum Kochen kann ich mich heute nicht aufraffen. Gegen 22:00 ruft wieder die Luftmatratze.

Karte

4. Tag: Mittwoch, 09.06.2004

UhrzeitWindrichtungWindstärkeWindstärke in BöenWellenhöheBesonderheiten
00:00E33 - 40,5 m 
06:00SE45 - 60,5 mRegen
12:00SE450,5 mNieseln
18:00S - SW41 - 20,5 m 

Früh bin ich wach. Gegen 05:30 krieche ich aus dem Zelt und sehe einen dunkel verhangenen Himmel. Mit den ersten Regentropfen räume ich schnell Zelt, Luftmatratze und Schlafsack weg. Starker Regen und Gewitter folgen. Ich fliehe in die Sanitärräume und warte das Unwetter ab. Das selbstgemachte Frühstück im Boot fällt aus. Nachdem ich das Wasser aus dem Boot geschöpft habe, mache ich mich wieder auf den Weg nach Lindau, um beim Bäcker zu frühstücken. Belegte Brötchen oder etwas Vergleichbares finde ich dort jedoch nicht. Ein Stück Kuchen und eine Tasse koffeinfreier Kaffee sind der "Lohn" für den Fußweg.

Erst um 12:00 entscheide ich mich zum Aufbruch. Der Wind ist schwächer als vorhergesagt. Schon bald fängt es an zu regnen, und ich kann meinen Südwester ausprobieren, der Regenhut ist viel bequemer als eine Kapuze. Unterwegs begegne ich einem schönen Holzpiraten. Die zwei Insassen winken schon von weitem und begrüßen mich laut beim Vorbeifahren. Anscheinend sieht man Jollen nicht so oft auf der Schlei.

Bereits um 14:00 endet der Segeltag nach 5 Seemeilen und 2 Stunden Fahrt. Ich bin in Kopperby angekommen, wo ich mich eventuell morgen mit Ortwin treffe. Diesen faulen Schietwetter-Tag nutze ich für einen Bummel nach Kappeln, dort gibt es ein paar Mitbringsel für die Lieben zuhause. Nachdem per telefonischer Absprache klar ist, daß das Treffen mit Ortwin nicht klappt, steht der Entschluß fest, den Törn morgen in Gelting zu beenden. Um eine feuchte Nacht zu umgehen, nehme ich mir in Kopperby ein Zimmer im Gasthaus "Arnisblick" für 32 Euro. Das Zimmer sieht aus, als wenn eine Bombe eingeschlagen hätte, nachdem ich alle meine Wäsche zum Trocknen ausgebreitet habe.

Karte

5. Tag: Donnerstag, 10.06.2004

UhrzeitWindrichtungWindstärkeWindstärke in BöenWellenhöheBesonderheiten
00:00W441,0 m 
06:00SW - W340,5 m 
12:00W3 - 43 - 41,0 m 
18:00W3 - 43 - 41,0 m 

Die Brücke in Kappeln öffnet jeweils Viertel vor, um sie um 08:45 zu erreichen, lege ich um 08:15 ab. Der Wind weht nur sehr schwach zwischen den Häusern und ich habe Sorge, rechtzeitig anzukommen. Tatsächlich bin ich sogar etwas zu früh dort und muß noch eine Warteschleife drehen. Wieder passiere ich die Brücke mit Hilfe des Paddels. Schleiabwärts schiebt ein achterlicher Wind mit 3 Windstärken. Diesmal gelingt es, eine holländische Yacht zu überholen.

Kurz vor Schleimünde steht Ortwin am Ufer und schießt viele schöne Bilder mit der Digitalkamera.

SINAen


Um 09:45 verlasse ich die Schlei und folge nordwärts der Küste. Wieder vorbei am Leuchtturm Falshöft um 11:00 erreiche ich um 12:30 die Bake K. Nun kann ich Kurs Gelting setzen und treffe dort um 13:30 ein. Ein toller Törn ist zu Ende. Obwohl ich noch Zeit habe, sehe ich keinen Sinn darin, weiterzusegeln. Bis hierhin war es wunderschön, aber es war auch anstrengend, und ich möchte mir die gute Stimmung nicht durch eine unnötige Aktion verderben. Wenn ich jetzt aufhöre, habe ich ausreichend Zeit, zuhause alles Liegengebliebene nachzuholen und wieder Ordnung zu schaffen.

Zu Fuß hole ich das Auto von Steinberghaff. Um 18:00 ist das Boot verladen und die Rückreise kann beginnen.

Karte

Insgesamt habe ich in 29 Stunden 93 Seemeilen zurückgelegt. Das ergibt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 3,2 Knoten.

An den fünf Tagen habe ich sehr viel gelernt, insbesondere über das Segeln alleine. Das Erlebnis war sehr intensiv. Es kam mir vor, als wäre ich nicht 5 Tage sondern 5 Wochen unterwegs gewesen. Es war mit Sicherheit nicht mein letzter Törn dieser Art.

Für mein Boot sind mir folgende Verbesserungsvorschläge eingefallen:

  • Die Segel und die alten Schotklemmen sollten möglichst bald erneuert werden
  • Für die Übernachtung ist eine Zeltpersenning geeigneter, weil der Regen dann nicht in das Boot laufen kann
  • Die Backskiste sollte mit einer Hand zu öffnen sein, derzeit sind dort zwei Riegel, die gleichzeitig mit beiden Händen geöffnet werden müssen
  • Die Verwendung einer Dirk verhindert, daß der Baum beim schnellen Herunterholen der Segel in das Boot fällt


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    02.07.2004