Rakfiskfestival

Simone wollte schon immer einmal im November nach Fagernes zum Rakfiskfestival und Rakfisk (gegorener Fisch) probieren. Alljährlich kommen etwa 25.000 Besucher zu dieser Großveranstaltung rund um den sehr speziell zubereiteten Fisch. Laut Prospekt werden nur an diesem einen Wochenende etwa 40 Tonnen Rakfisk verkauft. Nachdem ich vor einigen Jahren bei unseren Hüttennachbarn einen ganzen Rakfisk in Plastikfolie eingeschweißt gesehen hatte, war mein Bedarf, ihn auch zu probieren, nicht sehr groß. Aber Simone wollte unbedingt da hin.

Hütte_1
Im Etnedal ist schon Winter

Wir verlassen also am Freitag vormittag das herbstliche Balestrand und fahren gen Osten ins Etnedal. Dort ist schon der Winter eingekehrt. Unsere Hütte empfängt uns mit einer Innentemperatur von etwas unter Null Grad. Brrr, aber das kennen wir schon. Bis zum Schlafengehen klettert das Thermometer dank Kamin und Paraffinofen auf 18 Grad.

Über Nacht ist es deutlich kälter geworden, morgens beim Aufwachen sind es nur noch 8 Grad. Die Ursache findet sich schnell, als wir uns auf den Weg nach Fagernes machen: Ein Kälteeinbruch bei sternklarem Himmel hat über Nacht die Außentemperatur auf minus 11 Grad sinken lassen. Der Winter zeigt schon einmal, was er kann.

Ticket
Die Eintrittskarte zum Probierzelt

Jetzt wird es also ernst, wir wollen tatsächlich den vergammelten (sorry, den gegorenen) Fisch probieren. Schon im Vorfeld hat Simone Eintrittskarten für das Probierzelt besorgt.

Das_Zelt_ist_voll
Im Probierzelt ist es gerammelt voll

Mutig reihen wir uns daher in die lange Schlange derer ein, die auch Karten für das Probierzelt erworben haben. Simone behauptet zwar, daß es in dem Zelt ziemlich gestunken hat, ich empfand es aber nicht als sehr unangenehm. Möglicherweise bin ich durch den Geruch meiner Wanderstiefel nach längeren Touren ausreichend abgehärtet.

Rakfiskproben
Hier kann man massenweise Rakfisk probieren

Und dann kommt der Augenblick, an dem wir zum ersten mal diese als Delikatesse bezeichnete Fischspezialität probieren. Es gibt sie in drei verschiedenen Stärken: Mild, lagret und vellagret. Von Einheimischen hatten wir gehört, daß der milde wohl noch zu ertragen, aber der vellagret, also der Stärkste, nicht jedermanns Sache sei. Simone bezeichnet ihn als essbar, lagret ist noch ganz gut, aber vellagret nicht unbedingt ihr Fall. Und ich, der Rakfisk eigentlich niemals probieren wollte, finde gefallen daran. Ich bin richtig überrascht, wie gut mir das schmeckt. Geschmacklich liegt Rakfisk zwischen geräuchertem Lachs und Camembert-Käse, wobei der milde mehr zum Lachs und der vellagret mehr zum Käse tendiert.

Ganzer_Rakfisk
Ganzer Rakfist in Folie eingeschweißt

Wirklich appetitlich sieht er nicht aus, wenn er als ganzer Fisch mit Kopf und Schwanz in Folie eingeschweißt angeboten wird.

Tyske_Flammis
Ein deutscher Stand mit Flammkuchen

Nicht nur Rakfisk wird auf dem großen Markt angeboten. Wir finden auch einen Stand von Deutschen aus Baden zwischen Karlsruhe und Heidelberg, die jetzt in Bergen wohnen. Sie bieten Gløgg und echte deutsche Flammis an. Da ich mir darunter nichts vorstellen kann, kommen wir ins Gespräch. Flammis sind kleine Flammkuchen, die sie versuchen, hier unter das Volk zu bringen.

Musik
Live-Musik

Auch für die Ohren wird einiges geboten, vorm Briskeby, in dem wir sonst gerne einen Kakao trinken, spielt Live-Musik.

Fagernes
Fagernes im Ausnahmezustand

Ganz Fagernes ist im Ausnahmezustand während des Festivals. Uns erinnert es an einen großen Weihnachtsmarkt in Deutschland. In vielen Buden wird von Handwerk bis hin zu Lebensmitteln alles mögliche angeboten, im Zentrum aber steht der Fisch. Vor allem die Stimmung ist sehr gut. Für deutsche Verhältnisse erscheint das ungewöhnlich, denn hier wird kein Alkohol ausgeschenkt.

Es war bestimmt nicht das letzte Mal, daß wir zum Rakfiskfestival gefahren sind.


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03.11.2008