Spatz

Meine große Liebe beim Segelfliegen war ein Spatz, genauer ein L-Spatz 55. Nicht viele mochten den, daher stand er meistens am Boden, wenn alle anderen Flugzeuge in der Luft waren. Nur unser Werkstattleiter Waldemar flog gerne abends nach der Werkstattarbeit mit ihm noch ein Stündchen. Am 10. Mai durfte ich ihn das erste Mal fliegen. Der erste Flug dauerte 5 Minuten, aber schon beim zweiten Flug etwa eine Stunde später blieb ich 45 Minuten in der Luft. Ich war total begeistert vom Spatz, der passte gut zu mir. Es war, als wäre er extra für mich gebaut worden. Am gleichen Tag durfte ich auch die Ka 6 zum ersten Mal fliegen, ich erinnere mich genau, dass der Fluglehrer so etwas sagte, wie "Damit Du auch mal ein gutes Flugzeug fliegst".

Der Höhepunkt mit dem Spatz war am 18. Mai, da sollte ich für die Silber-C, eine Art Sportabzeichen, meinen 5-Stunden-Flug absolvieren. Vom Flugplatz wegfliegen durfte ich nicht weit, ich war ja noch Flugschüler und musste daher in Sichtweite bleiben. So kreiste ich von Faßberg aus in der Thermik, bis ich nach Brockhöfe Bahnhof getrieben wurde, dann flog ich gegen den Wind wieder vor nach Faßberg, um wieder zu kreisen und zum Bahnhof getrieben zu werden. Das ging stundenlang, ich weiß nicht, wie oft. Die Flughöhe lag immer zwischen 1500 und 2200 Metern, das war großartig. Nach 5 Stunden und 24 Minuten war ich wieder am Boden.

Am 6. Juli flog ich ihn zum letzten Mal. In den knapp zwei Monaten hatte ich 29 Starts mit ihm gemacht, bei einer Gesamtflugzeit von 15:55 Stunden. Woher ich das so genau weiß? Man muss ein Flugbuch führen, und das habe ich natürlich immer noch. Meine Begeisterung für den Spatz steckte wohl an, und so sollten auch andere Flugschüler in den Genuss kommen, ihn zu fliegen. Leider hatte einer gleich bei seinem ersten Flug unverschuldet Pech beim Start und Schlug ein Rad. Zum Glück entstieg er dem Wrack mit nur einem kleinen Kratzer am Finger.

Die Erinnerung an den Spatz ist frisch, als wäre es gestern gewesen. Das Gestern ist allerdings schon 39 Jahre alt. Das war 1980, da war ich 15 ...


Der Spatz


Keine Schöheit, aber ich mochte den


Im Queranflug


Im Gespräch mit Waldemar nach dem 5-Stunden-Flug. In der Hand habe ich einen Heidestrauß, der mir gepflückt wurde


Das Ende


Beide Flügel gebrochen, ein Totalschaden


Zum Glück war das Cockpit stabil genug, um den Piloten zu schützen

Als ich dann zwei Jahre später, auch beim Segelfliegen, meine wirkliche große Liebe fand, gab es eine große Überraschung: Ihr Geburtsdatum ist das Kennzeichen vom Spatz.


Fliegerlager Bisperode 1982, Simone mit den langen blonden Haaren

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27.04.2019